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Kazaguruma-Demo 2025 Zusammenfassungsvideo

Hier ist ein Video mit den wichtigsten Botschaften aus den Reden der Kazaguruma-Demo, die am 9. März 2025 in Berlin stattfand. (deutsch mit japanischen Untertiteln)

Das diesjährige Thema lautet: „No More Hibakusha!“ – Keine weiteren Hibakusha, weder durch Atomwaffen noch durch Kernenergie!

Botschaft von Frauen aus Fukushima zum 14. Jahrestag von Fukushima

Botschaft von MUTO Ruiko zum 14. Jahrestag von Fukushima
2025 hat weltweit turbulent begonnen. Ich grüße Sie, die Sie sich für eine Welt ohne Atomenergie einsetzen, ganz herzlich.
Im Sommer letzten Jahres hatte ich Gelegenheit, die Zone in Fukushima zu betreten, die zu den Gebieten gehört, „in denen eine Rückführung schwierig ist und in die die Evakuierungsanordnungen weiterhin bestehen“. Das Krankenhaus, aus dem alle Patienten fliehen mussten, von denen aber über 50 auf der anstrengenden Flucht gestorben sind, ist nun von dichten Bäumen und Gras bedeckt. In dem Altersheim, aus dem alle Bewohner ebenfalls in Eile fliehen mussten, sind noch immer Betten, Windeln, Medikamente und allerlei Dokumente durcheinander zerstreut, so wie sie hastig zurückgelassen worden sind. Auf dem Whiteboard ist das aufgeschriebene Menü der Mahlzeit am 11. März 2011 zu sehen. In der Grundschule steht auf jedem kleinen Schreibtisch eines Klassenzimmers ein Wörterbuch. Schulranzen, Schuhe, Eimer zum
Auswaschen der Malpinseln, umgefallene Fahrräder sind noch heute alle genauso, wie sie damals zurückgelassen worden sind. Es gibt dort kein menschliches Geräusch zu hören, nur das Konzert der Zikaden umhüllte uns. Bis der Nuklearunfall passierte, gab es hier einen lebendigen Alltag. Jetzt ist niemand dort. Solche Gebiete existieren heute, das ist die Realität.

Nur wenige Menschen sind tatsächlich zurückgekehrt in die Zone, in der die Evakuierungsanordnung aufgehoben worden ist. Häuser, in die niemand zurückkehrt, werden eins nach dem anderen abgerissen. Auch solche Tore oder Lagerhäuser aus der Edo-Zeit, die als Denkmale geschützt waren, wurden abgerissen. Gleich neben den abgerissenen Denkmälern befindet sich dagegen die Zone, die dekontaminiert wurde, damit sie als „bewohnbar“ gilt. Dort hat man Unterkünfte gebaut, bereitgestellt durch das Budget „für den Wiederaufbau“ der Präfektur Fukushima. In diese Häuser sind Menschen zugezogen, inklusive Kinder, die von außerhalb der Präfektur gekommen waren, da das Wohnen dort mit verschiedenen Begünstigungen verknüpft sind. Laut den Bewohnern kann man hier auch innerhalb der Häuser mit dem Geigerzähler 0,3 μS pro Stunde messen, was 5- bis 10-Mal höher liegt als der Durchschnittswert vor dem Unfall. Hinter den Zäunen, die unweit von Häusern aufgestellt sind, erstreckt sich das Gebiet, in dem die Evakuierungsanordnungen weiterhin bestehen. Ich kann unmöglich behaupten, dass dieses Lebensumfeld sicher wäre.

Aus dem Entwurf des 7. Strategieplans für Energietechnologie Japans, den die japanische Regierung neuerdings vorgestellt hat, ist die Formulierung „die Abhängigkeit von der Atomenergie verringern“ ganz gestrichen. Stattdessen steht die Rückkehr zur Atomkraft groß auf dem Programm. Ich kann unmöglich nachvollziehen, wie man auf Atomenergie setzen kann, während die Nuklearkatastrophe von Fukushima noch immer andauert und nachdem das große Erdbeben auf der Noto-Halbinsel Japans Anfang 2024 deutlich gezeigt hat, dass es nicht immer möglich ist zu fliehen oder zu Hause in Sicherzeit zu sein, wenn ein gravierender Unfall in einem Atomkraftwerk passieren sollte.

Der Oberste Gerichtshof entschied im Jahr 2022, dass der Staat nicht für die Klagen zahlreicher Opfer wegen unzureichender Entschädigung und Haftung verantwortlich ist. Nach dieser Entscheidung deckte ein Journalist auf, dass es eine geheime Absprache zwischen dem Richter des Obersten Gerichtshofs und Tepco gegeben hat. Die Fassade der unabhängigen Justiz Japans bröckelt immer weiter. Da Präzedenzfälle des Obersten Gerichtshofs meistens in späteren Entscheidungen der unteren Instanzen befolgt werden, werden die Prozesse der Opfer des Atomunfalls leider immer schwieriger für die Kläger.

Es wurde in den Medien berichtet, dass 0,7 Gramm von abgeschmolzenen Brennstäben aus dem havarierten Reaktor 2 „erfolgreich“ entnommen sei. Diese Operation, bei der es mehrere vorangegangene Misserfolge gab, offenbarte vor allem die extremen Arbeitsbedingungen mit hohen Strahlungsdosen, unter denen die Arbeiter ihre Aufgaben erledigen mussten. Tepco hatte an allen komplexen und völlig neuen Arbeitsprozessen, in denen man zum ersten Mal versuchte, abgeschmolzene Brennstäbe zu entnehmen, kein einziges Mal als Aufsicht teilgenommen, während sie alle Arbeitsschritte an Subunternehmern komplett ausgelagert hatten. Hier sieht man wieder deutlich, wie unverantwortlich und achtlos Tepco mit riskanten Arbeiten umgeht. Obwohl niemand daran glaubt, dass die Stilllegung des havarierten AKWs 2051 möglich ist, wird der Fahrplan von Tepco gar nicht überarbeitet, nicht einmal eine Strahlungsabklingzeit wird hierbei berücksichtigt.

Nachdem die Verklappung des radioaktiv verseuchten Wassers ins Meer rigoros durch die Regierung und Tepco begonnen wurde, wollen sie als nächstes abgetragene, radioaktiv verseuchte Erde aus Fukushima überall im Land verteilen, um angeblich das Projekt „Wiederaufbau und Recycling“ voranzutreiben. Die Regierung verbreitet vehement und unablässig Propaganda, um jungen Menschen die Mythen einzuprägen, dass radioaktive Strahlen nicht so gefährlich seien und dass das, was die Regierung für „wissenschaftlich“ hält, korrekt und richtig sei. Unter dem Schlagwort „Wiederaufbau“ sind auf leerem Küstenland mehr und mehr Unternehmen und Forschungszentren mit Spitzentechnologien entstanden unter Verwendung großer Mengen an Wiederaufbaumitteln, obwohl man sich schwer vorstellen kann, dass die Betroffenen aus der Gegend solche Unternehmen und Technologien je benötigen würden.

Ein einziger Atomunfall ist imstande, die Lebensgrundlagen, die Heimat und die Menschenrechte von Einwohnern mit Füßen zu treten. 14 Jahre nach der Havarie ist die Lage in Fukushima keineswegs besser geworden, und niemand weiß, was aus Fukushima werden kann. Ich möchte aber beharrlich weiter versuchen zu tun, was ich kann. Dass ich nicht auf diesem Weg allein bin, macht mich stark. Lassen Sie uns weiterhin zusammenhalten!


MUTO Ruiko
Sprecherin der Klägergruppe gegen TEPCO
Repräsentantin des Verbindungsausschusses für Organisationen
der Opfer der Nuklearkatastrophe (HIDANREN)

Die Botschaft von Frau Ruiko Muto wurde in fünf Sprachen (Französisch, Deutsch, Italienisch, Rumänisch) übersetzt und auf der Website ‘Yosomono Network‘ veröffentlicht.

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14 Jahre sind vergangen seit dem Nuklearunfall von Fukushima Daiichi, der sich als Folge der Naturkatastrophe vom 11. März 2011 ereignete. Dieser Nuklearunfall ist noch lange nicht vorbei und verseucht weiterhin das Meer, die Luft und das Land.

Ich bin empört darüber, dass keiner der Verantwortlichen des Atomkraftwerkes die Tatsache anerkennt, dass das Fukushima Daiichi noch weit entfernt von einem Zustand „unter Kontrolle“ ist.

Dabei sind noch immer, 14 Jahre nach dem Unfall, sehr viele Menschen auf der Flucht, um die Strahlenexposition zu vermeiden. Die Zahl beläuft sich auf 29.000, zerstreut über alle 47 Präfekturen Japans*1; sie hoffen weiterhin auf Unterstützungen und Beihilfe von der Regierung. Diese Zahl zeigt allerdings nur diejenigen an, die beim Amt für Wiederaufbau registriert sind. Die Regierung hat es seit der Nuklearkatastrophe versäumt, die Zahl der tatsächlich Geflüchteten zu erfassen. Es gibt viel mehr Menschen, die gezwungen waren, aus der Heimat zu fliehen, die aber keinerlei Unterstützung von der Regierung erhalten und unter den prekären Umständen leiden. Gleichzeitig gibt es viele, die sich zwar umzusiedeln wünschen, aber es nicht wagen oder können, da sie auf keine Unterstützung oder Wohnungsbeihilfe der Regierung hoffen können.  

Ich bin Mutter von zwei Kindern. Als der Nuklearunfall passierte, waren sie erst drei Jahre alt und fünf Monate alt. Seit dem Unfall lebt mein Mann, der Vater meiner Kinder, in der Stadt Kooriyama in der Präfektur Fukushima, getrennt von uns – ich wohne in Osaka mit den Kindern. Diejenigen, die aus dem Gebiet stammen, das radioaktiv verseucht wurde, aber nicht zur „Zwangsevakuierungszone“ erklärt worden war, sahen sich oft gezwungen, um die vulnerablen Kinder vor der Strahlung zu schützen, auf eigene Faust zu fliehen, meist ohne Ehemänner und Väter. Es gibt heute noch zahlreiche Mütter und Kinder, die auf der Flucht außerhalb Fukushimas leben, ohne dass sie jegliche finanzielle oder materielle Unterstützung des Staates beziehen können.

Wenn die Regierung weiterhin die Atomenergie als nationale Politik fördert und auf keinen Fall auf die Atomkraft verzichten will, bedeutet es im Umkehrschluss, dass sie es in Kauf nimmt, dass die Bevölkerung ungewollten Strahlenbelastungen ausgesetzt werden könnte. Gleichzeitig kann der Staat den Bürgern des fundamentalen Menschenrechts berauben, vor der Gefahr der Strahlen zu fliehen und sich zu schützen. In der Tat werden in Japan die Geflüchteten aus Fukushima stigmatisiert und werden oft zum Objekt des Mobbings, sie werden sogar dafür beschuldigt, dass sie angeblich „üble Gerüchte“ verbreiten und dadurch ihre Heimat schädigen würden.  

Hier möchte ich mit aller Schärfe betonen, dass dieses Thema nicht nur uns aus Fukushima betrifft. Fragen Sie sich selbst, Hand aufs Herz, ob Sie, im Fall einer Bedrohung durch nukleare Schäden, den Stärkeren zur Seite stehen wollen, die der Bevölkerung die radioaktive Exposition aufzwingen, oder denjenigen, die ihr Bestes tun, um das Leben und die Gesundheit der Bürger zu schützen. Diese elementare Frage möchte ich gern mit Ihnen teilen.

2025 jährt sich das Ende der Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Letztes Jahr erhielt die Nippon Hidankyô den Friedensnobelpreis und hielt als Vertreter der „Hibakusha“ eine Rede auf internationaler Bühne. Dadurch wurde der Begriff „Hibakusha“ weltweit in den Fokus gerückt. Jetzt ist die Zeit reif dafür, dass man es international als Allgemeingültigkeit anerkennt, prinzipiell das Leben vor radioaktiven Strahlen zu schützen. Ich möchte weiterhin dafür meine Stimme erheben als Strahlenopfer aus Fukushima und für dieses Recht kämpfen. Lassen Sie uns gemeinsam, solidarisch unser elementares Recht einfordern!  

Zum 11. März 2025

MORIMATSU Akiko

Vertreterin der Klägergruppe Kansai gegen den Staat und Tepco

Ko-Vertreterin des nationalen Verbindungsausschusses der Klägergruppen aus Opfern des Fukushima-Atomunfalls

Übersetzung: Sayonara Nukes Berlin

Kazaguruma-Demo zum 14. Jahrestag von Fukushima NIE WIEDER ist jetzt! – Keine Hibakusha mehr weltweit! 

So. 09.03.2025 ab 12:00 Uhr
Treffpunkt: Brandenburger Tor (Pariser Platz) Berlin

Kazaguruma-Demo zum 14. Jahrestag von Fukushima NIE WIEDER ist jetzt! – Keine Hibakusha mehr weltweit!

2025 jähren sich die ersten Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 80. Mal. Dabei ist die atomare Bedrohung heute weltweit so groß wie noch nie seit dem Kalten Krieg, trotz des 2021 in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrags, dem weder Deutschland noch Japan beigetreten sind.

2024 wurde die japanische Organisation Nihon Hidankyo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet für ihre unermüdliche Mahnung vor Einsatz und Aufrüstung von Nuklearwaffen. Sie haben den Atomopfern eine Stimme gegeben, damit die Welt erfahren und die Erinnerung aufrechterhalten werden kann, was die Atombomben den Menschen angetan haben und antun können mit Folgen für Generationen.

Das Schlüsselwort ist Hibakusha: Hibakusha bedeutet nicht nur Explosionsopfer von Atombomben wie oft interpretiert, sondern auch Strahlenopfer, die unnötig radioaktiven Strahlendosen ausgesetzt worden sind. Hibakusha sind also nicht nur nach Hiroshima und Nagasaki entstanden, sondern auch nach Tschernobyl und Fukushima, nach den zahlreichen Atomtests überall, täglich werden AKW-Arbeiter und Uranbergarbeiter zu neuen Hibakusha. In der Ukraine haben wir gesehen, dass Atomkraftwerke zum Ziel des Angriffs werden können. Egal ob von Atomwaffen oder Atomenergie mit strahlenden Nebenprodukten, können radioaktive Strahlen für mehrere Generationen horrende menschliche und ökologische Folgen verursachen, auch mit niedrigeren Dosen. Trotzdem treiben alle Atomstaaten weltweit ihre nukleare Aufrüstung voran. Die neun Atommächte – die USA, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel – modernisieren ihre Kernwaffenarsenale weiter. So darf es nicht weitergehen.

Nie wieder ist jetzt! Wir dürfen es niemals so weit kommen lassen! Keine Hibakusha mehr weltweit!

Deshalb fordern wir gemeinsam:

・Deutschland und Japan sollen endlich dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten! Keine atomare Aufrüstung dulden!

・EURATOM-Vertrag kündigen

・Einen weltweiten Ausstieg aus der unverantwortlichen Atomenergie

・Sofortige Stilllegung der Atomanlagen in Lingen und Gronau

・Keine Einstufung der Atomenergie als nachhaltige Energieerzeugung und die Streichung von Nuklear aus der EU-Taxonomie

・Stoppt die Einleitung von radioaktivem Wasser ins Meer, egal ob in Fukushima oder anderswo!

http://kazagurumademo.de/index.html

An alle auf der Welt (Botschaft von Frau Ruiko Muto)

2022 war das Jahr, in dem wir uns wegen des Ukrainekrieges erneut die Befürchtung ins Gedächtnis rufen mussten, dass der Gebrauch von Atomwaffen wieder möglich geworden ist. Und auch, dass Atomkraftwerke im Fall eines Angriffs zu einer Art Nuklearwaffen werden könnten.

Im August 2022 machte der japanische Premier Kishida neue Energiestrategierichtlinien bekannt. Darunter fällt die Wiederaufnahme des Betriebs bestehender Kernkraftwerke, der Bau von neuen Reaktoren sowie das Ersetzen alter AKW durch neue.  Am 10. Februar dieses Jahres wurden diese neuen Richtlinien als Teil der sogenannten „Grünen Transformation“ (GX) festgelegt, ohne dass zuvor darüber in der Öffentlichkeit ausreichend diskutiert worden war: Die Frist für eine Stellungnahme zu diesen Fragen war viel zu kurz, und insgesamt waren landesweit nur zehn Termine für öffentliche Informationssitzungen und Treffen für Meinungsaustausch anberaumt worden. Doch noch bevor diese Termine alle wahrgenommen werden konnten, hatte die Regierung den Kabinettbeschluss bereits rigoros durchgesetzt, um den Weg zur Rückkehr zur Atomenergie zu ebnen. Wir sind darüber mehr denn je sehr empört.

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima ist dabei keineswegs vorbei. Vielmehr gibt es noch immer mehrere Sperrzonen in sieben Dörfern und Gemeinden, und noch immer können mehrere zehntausende Evakuierte nicht in die Heimat zurück. 12 Jahre nach dem Super-GAU will die japanische Regierung wieder voll auf Atomenergie setzen und sich von den Entscheidungen verabschieden, die damals als Lehre aus dem Unfall getroffen worden waren, nämlich: Die Abhängigkeit von der Atomenergie zu reduzieren, die Laufzeiten von AKWs prinzipiell auf 40 Jahre zu begrenzen und die Atomaufsicht und die Förderung der Atomenergie voneinander zu trennen. Diese Annullierung der damaligen Entscheidungen wird das Risiko eines nächsten Atomunfalls erheblich steigern. Wir fühlen uns verpflichtet, diese ungeheure Politik zu verhindern.

Ähnliche Beobachtungen über den Kurswechsel machen wir auch in Gerichtsverhandlungen. Die Sammelklage von Geflüchteten aus Fukushima zur Verantwortung des Japanischen Staates war in drei von insgesamt ersten vier Instanzen positiv beschieden worden. Im Juni 2022 hat der Oberste Gerichtshof jedoch erneut ein Urteil gefällt, in dem die Verantwortung des Staates abgelehnt wurde. Die Klage wurde abgewiesen.

Ähnlich lief es im Strafprozess gegen die ehemaligen Tepco-CEOs: sie wurden in der zweiten Instanz im Januar dieses Jahres alle freigesprochen. Die Begründung: die Beweislage sei nicht eindeutig. Dabei fanden keine Vor-Ort-Untersuchungen statt, und alle Anträge auf Zeugenvernehmungen waren abgelehnt worden.

Auch in anderen Gerichtsverhandlungen muss man leider feststellen: Weder ausreichende Untersuchungen statt noch Verhandlungen, die diese Reihe von Gerichtsurteilen rechtfertigen würden. Es bestätigt sich somit der Eindruck, dass die Justiz unter dem Einfluss der Politik der Regierung steht.

Gegen das Urteil im Tepco-Strafprozess ist nun bereits Berufung eingelegt worden beim Obersten Gerichtshof. Wir müssen entschlossen weiter an die Öffentlichkeit appellieren, sich gegen das letzte Urteil einzusetzen und das, was darin falsch lief, damit über entscheidende Punkte im Obersten Gerichtshof neu und ernst verhandelt wird.

Außerdem will die japanische Regierung im Frühling bis Sommer dieses Jahres ihr Vorhaben durchsetzen, kontaminiertes Wasser aus dem AKW Fukushima Daiichi verdünnt ins Meer einzuleiten. Dieses Wasser ist zwar durch die Filteranlage ALPS gefiltert, es ist aber noch immer stark radioaktiv verseucht. Sollte mit der Verklappung begonnen werden, würde diese über mehrere Jahrzehnte fortgesetzt.

Letztes Jahr haben wir mit Menschen aus dem asiatisch-pazifischen Raum ein internationales Forum „Verseucht die Meere nicht mit radioaktiven Stoffen“ veranstaltet. Denn überall dort, wohin dieses kontaminierte Wasser fließt, werden die Menschenrechte jener Bevölkerungen verletzt, die am und vom Meer leben. Und es wird in diesen Regionen das Leben all jener Lebewesen zerstört, die im Meer zu Hause sind. International wird diese Stimme stärker.

Wenn Japan nun absichtlich noch mehr radioaktives Wasser von Fukushima ins Meer ablassen würde, nachdem bereits eine enorme Menge an radioaktiven Stoffen während und nach der Katastrophe in die Atmosphäre und in das Meer gelangt war, würde es uns das Herz noch mehr zerreißen. Wir dürfen es auf keinen Fall zulassen. Deshalb wollen wir Menschen dazu aufrufen, am 13. April überall Aktionen gegen den Plan zu organisieren, denn genau an dem Tag letzten Jahres war der Plan im Kabinett beschlossen worden. Lasst uns gemeinsam durch verschiedene Aktionen diese Untat stoppen.

Die Welt scheint zwar gerade immer düsterer zu werden, aber wir dürfen uns nicht erlauben aufzugeben, denn wir müssen dafür sorgen, dass es ein wenig Licht der Hoffnung in der Welt gibt, die wir den nächsten Generationen hinterlassen.

zum 11. März 2023 in Fukushima,

Muto Ruiko

Sprecherin der Klägergruppe gegen TEPCO

http://hidanren.blogspot.com
http://kokuso-fukusimagenpatu.blogspot.com/p/blog-page_5112.html

(Übersetzung aus dem Japanischen: Sayonara Nukes Berlin)

 

Für die Übersetzungen in weitere Sprachen besuchen Sie:

https://yosomono-net.jimdofree.com/german/

 

3月11日に思う。

11. März.

Meine Gedanke und Gebete sind bei den Menschen in Japan, die durch das Erdbeben, den Tsunami und die AKW Katastrophe betroffen sind.

Dieses Jahr ist der fünfte Jahrestag der Atomkatastrophe in Fukushima und der 30. Jahrestag der Katastrophe in Tschernobyl. Die schrecklichen Bilder der Explosion im Atomkraftwerk Dai-ichi in Fukushima sind unvergessen. Billionen an Becquerels an Strahlung gelangten ins Wasser und in den Pazifik. Die japanische Regierung ist überfordert angesichts der Mengen an Atommüll, welcher im Osten Japans lagert.

Da ihre Häuser wegen der Strahlung unbewohnbar sind, leben ungefähr 80.000 Menschen von Fukushima immer noch in Übergangswohnungen. Tschernobyl hat gezeigt, dass auch niedrige Strahlenbelastung über lange Zeit gesundheitsschädigend sein kann. In Deutschland sind acht AKWs in Betrieb und die Unfälle in alternden Atomreaktoren in Belgien werden in den Nachbarländern mit Sorge verfolgt. Auch nach Fukushima ist Europa wieder Gefahren ausgesetzt.

Obwohl verantwortlich für den Unfall, wurde TEPCO nicht offiziell angeklagt. Ohne wirklich von der Katastrophe in Fukushima gelernt zu haben, will die japanische Regierung wieder AKWs in Betrieb nehmen und hat vor kurzem vier Reaktoren gestartet. Nach der Aufhebung des Evakuierungsbefehls in 2017 werden wohl viele der Menschen, die aus Fukushima evakuiert wurden, sich gezwungen fühlen, nach Hause zurück zu gehen. Das bedeutet auch, dass die Regierung dann an sie keine Entschädigungen mehr zahlen muss. Anstatt die betroffenen Menschen weiterhin zu unterstützen, wird Japan 1.8 Billionen Yen (15 Milliarden Euro) für die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo ausgeben. Ausserdem verkauft Japan Atomtechnologie an Indien, die Türkei und Japan. Die großen Hersteller von Atomkraftwerken sind darauf aus, im Ausland Profit zu machen, zusammen mit europäischen Firmen.

Eine Stimme aus Fukushima (Interview vom Februar 2016)

Ich bin von meinem Zuhause geflohen und lebe nun 80 km vom AKW entfernt. Wir befinden uns in einem echten Dilemma, da wir schon bald aus unserer Übergangswohnung ausziehen müssen. Politische Entscheidungen zwingen uns dazu, nach Hause zurückzukehren. Ich bin jedoch sehr besorgt wegen der Strahlung und frage mich, ob wir genügend Geld zum Leben verdienen können.

Es macht mich wütend, wenn ich höre, wie Politiker über unsere Heimkehr diskutieren. Ich finde, sie nehmen die Strahlung nicht ernst genug. Die Wohngebiete wurden dekontaminiert und die Regierung hat den Evakuierungsbefehl aufgehoben, da die Strahlenbelastung jetzt weniger sei. Aber wer will denn an einem Ort leben, der voll von Säcken mit radioaktivem Müll ist?

Als Tokio für Olympia 2020 ausgewählt wurde, war Japan voller Begeisterung, ich aber empfand es als ungerecht. Das Leid und der Schmerz der Menschen, die so viel ertragen mussten, wurde komplett ignoriert und die Sendungen im Fernsehen taten so, also ob der Atomunfall gar nicht passiert sei. Ich versuche, nicht an die Olympischen Spiele zu denken und ich schaue auch keine Nachrichten, weil ich glaube, dass sie manipuliert sind.

Wir vergessen so leicht das, was wir nicht sehen. Die unsichtbare Strahlung bedroht unseren Planeten und unser Leben. Den kommenden Generationen ein Erbe von Atommüll zu hinterlassen ist ethisch nicht mehr vertretbar. Atomenergie und Menschen sind nicht kompatibel, das haben Tschernobyl und Fukushima gezeigt. Eine Energiewende alleine in Deutschland ist nicht genug, um globale Probleme zu lösen. So lange nicht alle AKWs stillgelegt und der Abbau von Uran beendet ist, werden wir Gefahren ausgesetzt sein. Wenn Du der Meinung bist, dass Atomkraft unnötig ist, sag es! Wir sind alle Teil von politischen Entscheidungen. Vielleicht glaubst Du, dass deine Stimme alleine nicht beachtet wird – aber zusammen können wir viel erreichen.

Wir veranstalten eine Demonstration am 19.03. mit dem Motto “Fukushima und Tchernobyl mahnen Atomausstieg Weltweit!”

plakate_2016_pfad Auf eure Teilnahme freuen wir uns!

Mehr Informationen: 100 Gute Gründe gegen Atomkraft

http://100-gute-gruende.de/index.xhtml

 

(Deutsch-Übersetzung :  Matthias Krammel)

Protestival 2016 Nuclear, Democracy and Beyond

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Zwischen dem 5. Jahrestag von Fukushima (11.03.2016) und dem 30. Jahrestag von Tschernobyl (26.04.2016) organisieren wir unter dem Titel “Protestival” eine Reihe von Veranstaltungen zum Themenkomplex “Atomenergie und Demokratie“.

Die beiden Super-GAUs sind noch lange keine Vergangenheit! Sie können sich jederzeit und überall wiederholen.

Wir nehmen die beiden Jahrestage zum Anlass, um uns erneut an die Gefahren der Atomenergie, an das Ausmaß und die andauernden Folgen von beiden Super-GAUs sowie die weltweit um die Kerntechnologie praktizierte Diskriminierung und Verletzung der Menschenrechte zu erinnern.

Diverse Events anläßlich der beiden Jahrestage von Fukushima und Tschernobyl (Kunst, Musik, Performance & Diskussion, Filmvorführungen, Fotoausstellung, Demonstration, etc.)

Mehr info ->>    www.protestival.de

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「会津磐梯山」リミックス募集!

 

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Sayonara Nukes Berlin veranstaltet am 7.3.2015 wieder eine “Kazaguruma-Demo” zum Jahrestag der Fukushima Katastrophe im Jahr 2011 mit dem Motto “Vergesst Fukushima nicht!”.

Dabei wollen wir durch die Innenstadt von Berlin “tanzender Weise” für die nuklearfreie Zukunft demonstrieren, begleitet von der traditionellen Musikfolklore aus Fukushima, zu der man heiter tanzt (der Tanz heißt “Kansho Odori”).   Diese Musik und Tanz repräsentieren die lebendige, pulsierende Energie der Bevölkerung aus der Fukushima-Gegend und wir möchten damit unseren Respekt dieser Kultur und dem Volk erweisen.

Zum Tanz in dieser Veranstaltung wird die Folklore “Aizu Bandaisan” verwendet.  Wir würden gern dieses zwar uralte, traditionelle, vielleicht für viele Deutsche und in Berlin lebende fremd klingende Lied “cool” darstellen in Berlin, der Wiege des “Love Parades”.

Gesucht wird ein neuer Remix von “Aizu Bandaisan”.

Hier können Sie „Aizu Bandaisan Sayonara Nukes Version“ hören.

https://soundcloud.com/sayonara-nukes-berlin (Wave file)

http://www.mediafire.com/listen/k9bvdw1d0kx96p8/会津磐梯山

(Aizu_Bandaisan)_.mp3(MP3 file)

Wir möchten gerne alle Musterdaten von dieser Version für Remix kostenlos zu geben.

Bedingungen:

  • Der Remix darf nicht länger als 5 Minuten sein.

Der soll kräftige, tanzbare Musik-Mix sein, worauf Kansho-Odori getanzt werden kann

Vom Link unten können die Musterdaten heruntergeladen werden.

Bitte verwenden Sie beliebig diese Daten,  um daraus Ihren eigenen Remix zu machen.

Link:

Audiofiles (90BPM, 48Khz )

MP3files

http://www.mediafire.com/download/b2cslc706wncdsy/Aizu_Bandaisan_Audio_Files_for_Remix_(mp3).zip

Wav files

http://www.mediafire.com/download/e7uh9adfvy55ffx/Aizu_Bandaisan_Audio_Files_for_Remix_(WAVE).zip

MIDI files

http://www.mediafire.com/download/xvorgxgxvs9busr/aizubandaisan_17.01.2015_midi_data.mid
Für die Bewerbung schicken Sie den Link zum Downloadservice Ihrer Auswahl wie Dropbox, an dem man zu Ihren Stereodaten in MP3, WAV oder AIFF-Format gelangen kann,  an die folgende Adresse (Schicken Sie keine Stereodaten direkt an die Mailadresse, da sie die Kapazität des Mailkontos übersteigen): info@sayonara-nukes-berlin.org

Wenn wir Ihren Mix gut finden, wird er am Tag der Demonstration von einem von mehreren DJs, die bei der Veranstaltung mithelfen, gespielt.

Wichtig:  Bitte bewerben Sie sich nur, wenn Sie damit einverstanden sind, dass kein Rechtsanspruch/kein Honoraranspruch erhoben werden kann!  Vielen Dank!

Bewerber müssen nicht in Berlin wohnen.  Falls Sie in Berlin oder in der Nähe wohnen und bei der Demo gern Ihren Mix live spielen möchten, bitte melden Sie sich entsprechend!

Bitte schiken Sie Ihren Mix spätesten bis  : 27.02.2015

Fragen: info@sayonara-nukes-berlin.org   (Ansprechspartnerin: Manami)

Wenn Sie mehr über „Aizu Bandaisan“ und „Kansho-Odori“ kennenlernen möchten, klicken diese links zu schauen.

https://www.youtube.com/watch?v=8bRH72OIS4A

https://www.youtube.com/watch?v=ph9kgmP_rwM

https://www.youtube.com/watch?v=fsvNT9frQy0

https://www.youtube.com/watch?v=Wjqe_laTIYo

https://www.youtube.com/watch?v=1wKlZaPOoD4

https://www.youtube.com/watch?v=6GES91gKwBM

https://www.youtube.com/watch?v=krRAHitkJcQ

安倍総理大臣宛の公開書簡を提出して来ました!

vor der japanischen Botschaft in Berlin

Sayonara Nukes Berlin und Anti Atom Berlin haben am 07.03.2014 einen offenen Brief an japanischen Premierminister Shinzo Abe überreicht.

In den Brief stellen wir  folgende Forderungen an Sie und die japanische Regierung:

  • Verzicht auf die Wiederinbetriebnahme aller Atomkraftwerke (AKWs) sowie auf den Bau neuer AKWs in Japan, das heißt den konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie,
  • Kein Export von Atomtechnologie,
  • Stilllegung der Wiederaufbereitungsanlage und des Schnellbrüters „Monju“,
  • Beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien und Investitionen in Energieeffizienz,
  • Verantwortungsvolle und effektive Maßnahmen, um die weitere Verseuchung in und um Fukushima zu verhindern, insbesondere auch um den weiteren Zufluss von Radioaktivität in den Pazifik endlich zu stoppen (einschließlich der Inanspruchnahme internationaler Hilfe),
  • Finanzielle Unterstützung für umsiedlungswillige Menschen, vor allem Familien mit Kindern, aus dem verseuchten Gebiet,
  • Keine staatlichen Anreize für die Rückkehr in die verseuchten Gebiete, auch nach der Dekontamination,
  • Strenge Kontrollen für die Umsetzung der angemessenen Entschädigungen durch TEPCO,
  • Unterstützung für die Betroffenen der Atomkatastrophe von Fukushima, z.B. durch die schnelle inhaltliche Konkretisierung des Versorgungsgesetzes, sowie häufigere Gesundheitsuntersuchungen und Behandlungen der Betroffenen, vor allem von Kindern und Liquidatoren (inklusive psychischer Erkrankungen),
  • Strenge Kontrollen für die angemessene Bezahlung der Liquidatoren von Fukushima-Daiichi und der Dekontaminationsarbeiter, inkl. der noch in den AKWs arbeitenden Leiharbeiter, um deren Ausbeutung auszuschließen,
  • Eine der Gefährlichkeit entsprechende Behandlung und Lagerung des Atommülls bei und nach den Aufräum- und Rückbauarbeiten am AKW Fukushima-Daiichi,
  • Beseitigung und sichere Lagerung der provisorisch gelagerten kontaminierten Erd- und Schuttmassen einschließlich deren Asche,
  • Eine transparente Informationspolitik und die Rücknahme des Geheimhaltungsgesetzes betreffend alle Atomkraftangelegenheiten.

47 Personen und 20 Organisationen haben den offenen Brief mitunterzeichnet.

Offener_Brief_an_Premierminister_Abe_07032014